Nach langen und schwierigen Verhandlungen haben das Europäische Parlament und der Rat eine Einigung über eine überarbeitete Trinkwasserrichtlinie erzielt. Der vereinbarte Text sieht strengere Schwellenwerte für Parameter und mögliche Kontaminationen vor und verbessert gleichzeitig den Zugang schutzbedürftiger Menschen und der Öffentlichkeit zu sauberem Leitungswasser. Der Berichterstatter des Parlaments, Christophe Hansen, (EVP-LU) begrüßt die Vereinbarung als einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Vertrauens der Bürger in unser Trinkwasser:
“Wasser ist unser Lebenselixier. 20 Jahre nach Inkrafttreten der ersten Trinkwasserrichtlinie war es höchste Zeit, die Grenzwerte für bestimmte Schadstoffe zu aktualisieren und zu verschärfen. Für das Europäische Parlament ist es von größter Bedeutung, dass die neue Richtlinie unser Trinkwasser noch sicherer macht und „neue“ Schadstoffe ebenfalls berücksichtigt. Ich begrüße es daher, dass wir neue Regeln für Mikroplastik und endokrine Disruptoren (Hormonwirkstoffe) wie Bisphenol A aufgenommen haben. Letztere stellen eine echte Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar”, erklärt der Umweltwissenschaftler Christophe Hansen.
“Mit dem vereinbarten Text machen wir auch einen wichtigen Schritt, um auf die erste erfolgreiche Bürgerinitiative (Right2Water) über den Zugang zu Wasser zu reagieren. 6 bis 8 Millionen Menschen in der EU haben keinen sicheren Zugang zu Wasser oder sanitären Einrichtungen. Das ist inakzeptabel! Deshalb haben wir uns nachdrücklich dafür eingesetzt, die Mitgliedstaaten zu verpflichten, auf die Bedürfnisse schutzbedürftiger Menschen wie Roma und Obdachlose einzugehen. Die Mitgliedstaaten müssen daher die erforderlichen Aussen-Infrastrukturen gewährleisten und für deren Unterhalt sorgen. Wir ermutigen die Mitgliedstaaten auch, Maßnahmen zur Verbesserung des Zugangs zu Wasser zu ergreifen, indem sie Nachfüllstationen einrichten und den Zugang zu kostenlosem Wasser in öffentlichen Gebäuden verbessern”, erklärt Berichterstatter Christophe Hansen.
“Die Bürger fordern auch mehr Transparenz. Den Verbrauchern sollte auch auf digitalem Wege mehr Informationen zur Verfügung gestellt werden. Künftig müssen die Wasserversorger daher Informationen über die Wasserqualität und andere wichtige Aspekte, wie z.B. die Preisstruktur, online zur Verfügung stellen. Dazu gehören auch Informationen über Wasserlecks, die in einigen Mitgliedstaten bis zu 70% erreichen. Wenn Mitgliedstaaten bestimmte Schwellenwerte überschreiten, müssen sie diese in Zukunft mit einem Aktionsplan beheben. In Zeiten, in denen die Folgen des Klimawandels, wie z.B. Dürren, auf dem ganzen Kontinent auftreten, ist Wasserverschwendung einfach nicht mehr akzeptabel und muss auf ein absolutes Minimum reduziert werden”, so Hansen abschliessend.
Hintergrund
Nach Angaben der Europäischen Kommission könnte ein geringerer Verbrauch von abgefülltem Wasser den EU-Haushalten helfen, jährlich mehr als 600 Millionen Euro einzusparen. Auch was die Umwelt- und Klimabilanz angeht, ist Leitungswasser sehr viel besser als Wasser aus Flaschen. Ein Liter Mineralwasser belastet die Umwelt im Schnitt 1000mal so viel wie ein Liter Leitungswasser. Wenn sich das Vertrauen in das Leitungswasser verbessert, können die Bürger dazu beitragen, Kunststoffabfälle aus abgefülltem Wasser, einschließlich Meeresstreu, zu reduzieren..